Vorwort

Die meisten Frauen und Männer wünschen sich ein erfülltes und unbeschwertes Sexualleben und ein Leben mit Kindern, für die sie sich bewusst entscheiden und die sie verantwortungsbewusst ins Leben begleiten können – in Österreich sind es heute im Durchschnitt ein bis zwei Kinder pro Frau. Da Frauen etwa 35 Jahre fruchtbar sind, bedeutet dies, dass sie und ihre Partner sich über viele Jahre hinweg wirksam vor ungewollten Schwangerschaften schützen müssen.

Im Jahr 2012 und 2015 wurden die ersten repräsentativen Untersuchungen zu Verhütung in Österreich durchgeführt, welche die Grundlage für eine evidenzbasierte Prävention ungewollter Schwangerschaften darstellen. Mit der vorliegenden Studie wurden nicht nur Trends erhoben, wie oft verhütet wird, welche Verhütungsmethoden Frauen und Männer in Österreich anwenden, warum viele nicht verhüten und was sich Menschen in Bezug auf Verhütung wünschen. Zusätzlich wurden auch neue Entwicklungen analysiert, wie z.B. das Ausmaß und die Hintergründe der zunehmenden Hormon-Skepsis.

Hierzu wurde u.a. erfasst, wie Menschen die natürliche Fruchtbarkeit einschätzen und auf Basis welcher Überlegungen sie sich für eine bestimmte Verhütungsmethode entscheiden. Dies ermöglicht ein Verständnis des aktuell beobachtbaren ‚Verhütungs-Paradoxons‘: Dieses beschreibt eine anhaltend hohe Rate an Schwangerschaftsabbrüchen trotz einer bisher noch nie dagewesen hohen Anzahl an sehr wirksamen Verhütungsmethoden.
Ferner wurde erfasst, wie Männer ihre eingeschränkte Kontrolle der Fruchtbarkeit empfinden und was Frauen darüber denken. Erstmals wurde auch die Verhütung von Personen mit Migrationshintergrund genauer untersucht.

Das Team des Gynmed Ambulatorium für Schwangerschaftsabbruch und Familienplanung in Wien und Salzburg engagiert sich seit über 15 Jahren im Bereich der reproduktiven Gesundheit. Einen wesentlichen Schwerpunkt stellen wissenschaftliche Untersuchungen dar, die dazu beitragen, ungewollte Schwangerschaften zu verhindern und Menschen dabei zu unterstützen, die individuell gewünschte Anzahl an gewollten Kindern zu verwirklichen.
Neben der bestmöglichen Prävention ungewollter Schwangerschaften sollten wir als Gesellschaft selbstverständlich auch Menschen in ihrer Lebensplanung mit gewollten Kindern unterstützen. Diese Unterscheidung – Prävention ungewollter Schwangerschaften und Unterstützung von Frauen und Männern mit gewollten Kindern – ist entscheidend für eine erfolgreiche Familienpolitik.