Wer verhütet nicht und warum?

Insgesamt haben 22% der Befragten angegeben, im letzten Jahr nicht verhütet zu haben. Männer und Frauen unterscheiden sich diesbezüglich kaum. 23% der Männer und 21% der Frauen haben nicht verhütet.

Alter
Besonders weit verbreitet ist das Nicht-Verhüten bei Menschen ab 40 Jahren. Von ihnen haben 30% im vergangenen Jahr nicht verhütet. Am zweithäufigsten haben Jugendliche (16–20 Jahre) nicht verhütet: 26%.

Bildung
Am häufigsten geben Personen mit Pflichtschulabschluss an, nicht verhütet zu haben (31%). Mit zunehmender Bildung sinkt die Anzahl jener, die nicht verhüten signifikant. 22% der Personen mit Fachschul- oder Lehrabschluss und 17% derjenigen, die über einen Matura- oder Universitätsabschluss verfügen, geben an, im letzten Jahr nicht verhütet zu haben.

Frage: „Warum haben Sie oder Ihr Partner/Ihre Partnerin in den letzten 12 Monaten keine Verhütungsmethode angewandt?“

Die Hauptgründe, nicht zu verhüten, sind ein bestehender Kinderwunsch (6% aller Befragten) und kein bzw. seltener Geschlechtsverkehr (5%). Die Einschätzungen, dass nichts passieren oder eine Schwangerschaft nicht so schnell eintreten würde, und die Annahme, der eigene Partner oder die eigene Partnerin könnte unfruchtbar sein, sind weitere Gründe, weshalb nicht verhütet wurde (jeweils 4%). Ferner werden folgende Gründe für eine fehlende Verhütung angegeben: die Empfindung, dass Geschlechtsverkehr ohne Verhütung lustvoller ist (3%), die Ablehnung, Hormone einzunehmen (3%), die Tatsache, dass die Frau bereits im Wechsel ist (2%), die Absicht, eine Verhütungspause einzulegen (1%) und das Bestehen einer Schwangerschaft (0,1%).

Gründe und Herkunft
Personen, die nicht in Österreich geboren wurden, geben zu 6% die Kosten als Grund an, warum sie nicht verhütet haben. Von Befragten, die in Österreich geboren wurden, wurde dies nicht als Grund angegeben.

Gründe im Vergleich mit 2012 und 2015
Etwas häufiger als in den letzten Jahren wird aufgrund eines bestehenden Kinderwunsches nicht verhütet (6%). 2012 und 2015 waren dies 4%. Auffallend ist auch der Rückgang der Begründung, wegen keinem oder seltenem Geschlechtsverkehr auf Verhütung zu verzichten. Während dies 2015 noch 11% als Grund angegeben haben, sind es im Report 2019 nur noch 5%.

Gründe fürs Nicht-Verhüten Männer und Frauen
Männer geben als Grund, nicht zu verhüten, seit 2012 konstant häufiger als Frauen an, dass sie selbst ein Kind möchten oder ihre Partnerin ein Kind möchte (siehe Graphik 17a/b). Ebenfalls konstant häufiger wird von Männern als Erklärung fürs Nicht-Verhüten angeführt, keinen oder nur selten Geschlechtsverkehr zu haben. Im Zeitverlauf ist auffallend, dass sich dieser Grund fürs Nicht-Verhüten seit 2012 deutlich reduziert hat.

Interpretation
Es bestätigt sich, dass die meisten Gründe für die fehlende Anwendung wirksamer Verhütung vermeidbar wären mit einer Prävention, die auf Bewusstseinsbildung bezüglich der natürlichen Fruchtbarkeit ausgerichtet ist. Es bräuchte eine bessere Aufklärung nicht nur über die Methoden selbst, sondern vor allem über das Ausmaß der natürlichen Fruchtbarkeit und das Risiko für eine ungewollte Schwangerschaft. Höchst bedeutsam ist dabei die Möglichkeit zur Reflexion und Auseinandersetzung mit jenen konkreten Gründen und Überlegungen, die Menschen davon abhalten, wirksam zu verhüten. Vordergründig scheint es z.B. nachvollziehbar, dass Menschen, die wenig bis selten Geschlechtsverkehr haben, nicht verhüten. Die oftmals nicht kalkulierte Möglichkeit, dass ‚es dann doch passiert‘ – und zwar häufig ungeplant – führt allerdings oft zu ungewollten Schwangerschaften – wie die Analyse von befragten Frauen nach einem Schwangerschaftsabbruch zeigt. Ähnliches gilt für Menschen, die davon ausgehen, dass eine Schwangerschaft nicht oder jedenfalls nicht so schnell eintreten werde. Auch ist es wichtig, implizite Annahmen, die das Verhütungsverhalten maßgeblich bestimmen, herauszuarbeiten und zu diskutieren.