Alle Ergebnisse auf einen Blick

  • Verhütung ist für die Mehrheit der ÖsterreicherInnen in der reproduktiven Lebensphase selbstverständlich. 77% haben in den letzten 12 Monaten verhütet. Unter den jungen Frauen (16–29 Jahre) verhüten sogar 91%.
  • Etwa ein Viertel der Menschen verhütet nicht (23%). Hauptgründe sind derzeit kein Sex, Unfruchtbarkeit oder bestehender Kinderwunsch.
  • Bei der Auswahl der Verhütungsmethode ist die Wirksamkeit das wichtigste Kriterium (70%) – gefolgt von praktischen Überlegungen: man/frau möchte nicht dauernd an Verhütung denken und Sexualität soll spontan möglich sein (69%).
  • Unter den wirksamen Methoden (Pearl Index, PI ~8) ist die Pille (54%) der absolute Spitzenreiter, gefolgt von den sehr wirksamen Methoden (PI <3) Hormonspirale (9%) und Dreimonatsspritze (7%).
  • Bei den mittelmässig wirksamen Methoden (PI ~15) führt das Kondom (58%).
  • Sehr häufig werden wenig wirksame Methoden (PI >20) angewendet: Coitus interruptus/„Aufpassen“ (11%), Tage zählen (9%), Selbstbeobachtung (8%).
  • Mit zunehmendem Alter gibt es folgende Trends: weg von Pille und Kondom, sowie hin zu sehr sicheren Langzeitverhütungsmethoden und hin zu mäßig sicheren Methoden der Fruchtbarkeitswahrnehmung oder des „Aufpassens“.
  • Das Wissen der ÖsterreicherInnen über die Details der verschiedenen Verhütungsmethoden ist gering. Erklären können die meisten das Kondom und die Pille. Die sicheren hormonellen Langzeitmethoden kann die Hälfte der Befragten nicht erklären und zwar in allen Altersgruppen.
  • Viele ÖsterreicherInnen überschätzen die Wirksamkeit von mittelmäßig bis wenig wirksamen Methoden, welche sie fälschlicher weise als sehr wirksam einschätzen.
  • Die Hälfte der sexuell aktiven ÖsterreicherInnen würde auf eine andere, wirksamere Verhütungsmethode wechseln, wenn die Kosten für Verhütung von der Krankenkasse getragen würden. Auch 42% derjenigen die bisher gar nicht verhüten, würden sich schützen, wenn die Kosten übernommen würden.
  • Anwendungsprobleme:
    • werden bei der Pille häufig berichtet (42%). Das Hauptproblem ist unabhängig von der Sexualität, es liegt in der Organisation der regelmäßigen Einnahme, dem rechtzeitigen Kaufen der nächsten Packung aber auch in der ver ringerten Wirksamkeit bei gesundheitlichen Problemen wie Durchfall oder Erbrechen. Über Nebenwirkungen berichten lediglich 4% derjenigen Frauen, die Erfahrung mit der Pille haben.
    • werden beim Kondom von einem Drittel berichtet (35%). Hier kommt es häufig zu Pannen während der Sexualität: geplatzte und/oder abgerutschte Kondome, mühsames Überrollen, Erre gung verloren usw.
  • Die „Pille danach“ haben 19% der Frauen schon einmal nach einer Verhütungspanne eingenommen. Die Erfahrung damit ist in der Altersgruppe der 21–29-jährigen am größten (28%).
  • Auf die monatliche Menstruation würden 56% der Frauen und Mädchen gerne verzichten. Dieser Wunsch nimmt mit dem Alter zu, 65% der 40–49-Jährigen.
  • Eine ungewollte Schwangerschaft berichten 15% der 16–49-jährigen Frauen. Etwas mehr als die Hälfte der Betroffenen hat sich in dieser Situation für einen Schwangerschaftsabbruch entschieden. Das Ergebnis der vorliegenden Studie bedeutet, dass etwa ein Viertel bis die Hälfte aller Frauen in Österreich einmal in ihrem Leben einen Abbruch haben.
    40% befürworten die Übernahme der Kosten für einen Schwangerschaftsabbruch durch die Krankenkasse, wobei die Zustimmung vorallem bei jungen Menschen groß ist.
  • Zur Vermeidung ungewollter Schwangerschaften sollte nach Meinung der ÖsterreicherInnen vor allem auf sexualpädagogische Aktivitäten an Schulen und einen einfachen und kostengünstigen Zugang zu wirksamen Verhütungsmitteln gesetzt werden.

Methode & Struktur

Zielgruppe der Untersuchung ist ein repräsentativer Querschnitt von 16–49-jährigen Frauen und Männern in Österreich. Insgesamt wurden 1.060 Menschen befragt. Die Erhebung wurde vom 9. bis 18. Mai 2012 in Form einer Online Befragung über den INTEGRAL Online-Pool durchgeführt.

Wer verhütet

Frage 1:
„Haben Sie oder Ihr Partner/Ihre Partnerin in den letzten 12 Monaten eine Verhütungsmethode angewandt?“

 

77% der Österreicherinnen und Österreicher zwischen 16 und 49 Jahren verhüten. Etwas mehr Frauen (81%) als Männer (73%) schützen sich in den fruchtbaren Lebensjahren gezielt vor ungewollten Schwangerschaften. Vor allem junge Frauen zwischen 16 und 29 Jahren verhüten sehr häufig (91%), während in der Gruppe der 40–49-jährigen Frauen und Männer nur mehr 64% angeben in den vergangenen 12 Monaten eine Verhütungsmethode angewendet zu haben. Jugendliche (16–20-jährige) wenden häufiger Verhütungsmethoden an als die über 40-Jährigen.

Bildung und Einkommen beeinflussen die Verhütung

ÖstereicherInnen mit Matura verhüten häufiger (83%) als Frauen und Männer mit niedrigerer Bildung (74%). Und diejenigen mit einem monatlichen Einkommen über € 2.000,– verhüten etwas häufiger (79%) als Frauen und Männer, deren Haushaltseinkommen darunter liegt (74%).

Bundesländer Wien und Salzburg sind „Models of good practice“

Es gibt große Unterschiede zwischen den verschiedenen Bundesländern bezüglich der Anwendung von Verhütung. Spitzenreiter sind Wien (83%) und Salzburg (82%). Das sind deutlich mehr als in Vorarlberg (69%) oder im Burgenland (67%).

Kommentar: Die häufigere Anwendung von Verhütung ist möglicherweise ein positiver Effekt der Informationskampagnen und Aktivitäten, welche die Bundesländer Wien und Salzburg in den vergangenen Jahren initiiert haben.

Wie wird verhütet

Frage 3:
„Welche der folgenden Verhütungsmethoden haben Sie oder Ihr Partner/Ihre Partnerin in den letzten 12 Monaten angewandt?“

 

(Mehrfachnennungen möglich) Pille, Verhütungsring, Verhütungspflaster, Kupferspirale, Hormonspirale, 3-Monatsspritze, Hormonstäbchen/Implantat, Kondom, Methode der Selbstbeobachtung, Sterilisation des Mannes, Sterilisation der Frau, „Aufpassen“ (coitus interruptus), „Tage zählen“, andere Methode.

Die Angaben von Männern und Frauen stimmen recht genau überein. Die häufigste wirksame Methode (Pearl Index 8) ist mit großem Abstand die Pille (54%). Deutlich seltener angewendet werden die noch wirksameren Methoden (PI<4), wie Hormonspirale (9%), Kupferspirale (3%), Hormonstäbchen (2%) oder 3-Monatsspritze (7%). Aber auch andere wirksame Methoden, wie das Verhütungspflaster (3%) oder der Verhütungsring (3%) sind bisher wenig verbreitet.

Mittelmäßig und wenig wirksame Methoden (PI >1) kommen fast gleich häufig zum Einsatz wie die wirksamen und sehr wirksamen Methoden (<10): Kondome sind mit 58% die häufigste Methode. Andere wenig wirksame Methoden werden von 28% der ÖsterreicherInnen angewendet. (Aufpassen/Coitus interruptus 11%, Tage zählen 9%, Selbstbeobachtung 8%).

(Informationen zur Wirksamkeit von Verhütungsmethoden/Pearl Index finden Sie in der Tab. 13)

Mehrfachnennungen

56% der Befragten haben angegeben sie hätten im letzten Jahr mehr als eine Methode angewendet. Dies liegt einerseits daran, dass Frauen und Männer die ihnen jeweils zur Verfügung stehenden Methoden ausprobieren oder bei Problemen auf eine andere Methode wechseln. Andererseits kombinieren viele Befragte oft zwei Methoden, z.B. Tage zählen, Selbstbeobachtung, Coitus interruptus oder Pille mit der Anwendung von Kondomen.

Verhütung und Lebensalter

Mit dem Alter verändert sich die Art der Verhütung. Zwar ist die Pille in allen Altersgruppen die häufigste wirksame Verhütungsmethode, wird aber besonders unter jugend - lichen Frauen (unter 20-Jährigen) von einer großen Mehrheit (84%) angewendet, bei den über 40-Jährigen nur noch von 30%. Auch bei der Anwendung von Kondomen ergibt sich in diesen Altersgruppen ein Rückgang von 89% auf 45%.

Neben diesem deutlichen Rückgang von Pille und Kondom zeigen sich mit zunehmendem Alter noch drei Trends:

  • Bei den 30–40-Jährigen ist die Anwendung von wenig wirksamen Methoden am häufigsten (41%). Führend ist der Coitus interruptus (18%), gefolgt von Methoden der Selbstbeobachtung (12%) und dem „Tage zählen“ (11%). Bei den über 40-Jährigen geht die Anwendung dieser Methoden wieder deutlich zurück.
  • Bei den über 40-Jährigen nimmt die Anwendung von sehr wirksamen Langzeitmethoden deutlich zu auf 45%. Führend ist die Hormonspirale (16%), gefolgt von der 3- Monatsspritze (10%), der
  • Kupferspirale (7%), der Sterilisation des Mannes (7%), sowie der Sterilisation der Frau (5%).
  • Wie bereits erwähnt ist bei den über 40-Jährigen auch der Anteil derjenigen, die nicht verhüten am größten (36%), bedingt durch Unfruchtbarkeit und die einsetzenden Wechseljahre.

Kommentar:
Die Frage ob und wie verhütet wird hängt von vielen Aspekten ab und ändert sich im Verlauf des fruchtbaren Lebens. Ein grundlegender Aspekt bleibt konstant: Frauen und Männer müssen sich wirksam schützen, weil Frauen in den 35 Jahren Fruchtbarkeit natür licherweise etwa 15 mal schwanger werden können. Es gibt nicht eine einzige für alle geeignete Methode. Vielmehr zeigen die Daten, dass Frauen und Männer unterschiedliche Methoden in verschiedenen Situationen und Lebensphasen anwenden. Aufgrund dieser sich laufend ändernden Bedürfnisse und der jeweils unterschiedlich geeigneten Methoden ist eine regelmäßige Information und Beratung über alle Methoden sinnvoll. Diese muss sich an alle Altersgruppen richten.
 

Vergleich mit Deutschland

Interessant ist ein Vergleich mit der Situation in Deutschland. Dort gab es eine ähnliche Befragung (Verhütungsverhalten Erwachsener, BZgA 2011). Allerdings war die Fragestellung geringfügig anders, weshalb die Ergebnisse im Detail nicht unmittelbar übertragbar sind. Zusammenfassend lässt sich jedoch Folgendes sagen: In Deutschland verhüten etwa gleich viele Menschen (76%), aber sie wenden deutlich wirksamere Metho den an. So werden in Deutschland wenig wirksame Methoden wie „Aufpassen“/Coitus interruptus von niemanden als Verhütungsmethode genannt und das „Tage zählen“/Kalendermethode, sowie die Selbstbeobachtung wurde nur von jeweils 1% der Befragten angegeben. In Österreich werden diese Methoden von 28% der Menschen angewendet.
 

Was ist wichtig bei der Auswahl der Methode?

Frage 4:
„Was ist für Sie bei der Auswahl einer Verhütungsmethode besonders wichtig?“

 

Der wichtigste Grund bei der Wahl einer Verhütungsmethode ist die Wirksamkeit: 70% der ÖstereicherInnen geben dies an. Für beinahe gleich viele Menschen (69%) ist spontane und ungestörte Sexualität bei der Wahl der Verhütung ausschlag gebend. Der Schutz vor Infektionen ist für 36% der Befragten wichtig. Eine regelmässige Einnahme oder Anwendung der Methode würden 24% gerne vermeiden und 19% würden gerne ohne Medikamente verhüten („natürlich“).

Wie wird die Wirksamkeit der Methoden eingeschätzt?

Frage 5:
„Wie schätzen Sie die Wirksamkeit Ihrer Verhütungsmethode/n
der letzten 12 Monate ein?“

 

Die Wirksamkeit einer Verhütungsmethode wird durch den sogenannten „Pearl Index“ angegeben. Der Index gibt an, wie viele von 100 sexuell aktiven Frauen innerhalb eines Jahres schwanger werden. Je niedriger der Index ist, umso wirksamer ist eine Methode. Bei der Bewertung einer Verhütungsmethode muss unterschieden werden zwischen der theoretischen Methodensicherheit („fehlerfreie Anwendung“) und der Anwendung im realen Leben („praktische Anwendung“), die auch Anwendungsfehler berücksichtigt. Je näher beide Werte beinander liegen, umso weniger Anwendungsfehler können passieren, z.B. Spirale, Implantat oder Sterilisation.

Einschätzung der eigenen Methode

Die sehr wirksamen Methoden werden von den AnwenderInnen richtigerweise als sehr wirksam eingestuft. Allerdings werden diese Methoden in Österreich relativ selten angewendet. Demgegenüber werden die häufig angewendeten, mässig bis wenig wirksamen Methoden, von denjenigen die sie anwenden, in vielen Fällen fälschlicherweise als wirksam oder sogar als sehr wirksam eingeschätzt.

95% derjenigen, die sich mit Kondomen schützen, schätzen die Wirksamkeit des Kondoms als „sehr hoch“ bis „hoch“ ein. Tatsächlich ist das Kondom eine mittelmässig wirksame Methode, bei deren alleiniger Anwendung es häufig zu ungewollten Schwangerschaften kommt (praktischer Pearl Index 15). 83% der ÖsterreicherInnen, die mittels „Aufpassen“, Tage zählen oder Selbstbeobachtung verhüten schätzen ihre Methode als „sehr hoch“ bis „hoch“ ein, obwohl es sich um wenig wirksame Methoden handelt, (praktischer Pearl Index von 25–27).

Kommentar: Die weit verbreitete falsche Einschätzung der Wirksamkeit führt dazu, dass Frauen sich auf mittel bis wenig wirksamen Methoden verlassen. Dies führt zu ungewollten Schwangerschaften und Abbrüchen. So hat sich ein Drittel der Frauen, die zu einem Abbruch kommen, auf das Kondom verlassen (Tab. 7).

 


 

Frage 6:
„Über welche Methoden können Sie ausreichend informieren, falls eine Freundin/ein Freund Sie bitten würde, ihr/ihm zu folgenden Verhütungsmethoden jeweils die Wirksamkeit, Vor- und Nachteile, sowie Nebenwirkungen zu erklären und ihre/seine Fragen zu beantworten?“

 

Die Antworten auf diese Frage sollen den aktuellen Wissensstand der ÖsterreicherInnen über alle verfügbaren Verhütungsmethoden aufzeigen.

Klarer Spitzenreiter unter den wirksamen Methoden ist die Pille: fast alle Befragten geben an, diese auch erklären zu können. Auch über die Sterilisation von Mann oder Frau, sowie die 3-Monatsspritze, hat die Mehrzahl der Menschen ein Detailwissen. Ebenso kann eine klare Mehrheit die bekannteste Methode, das Kondom, sehr gut erklären.

Über die vielen anderen wirksamen und sehr wirksamen Methoden, Scheidenring, Pflaster und Langzeitmethoden, wie Hormon- oder Kupfer-Spirale und Implantat, haben die ÖsterreicherInnen jedoch wenig Wissen. So kann die Hälfte der Befragten weder die Wirksamkeit, noch die Vor- und Nachteile dieser Methoden erklären.

Auffallend ist, dass das Wissen und Unwissen über die verschiedenen Methoden in allen befragten Altersgruppen ähnlich verteilt ist.

Diese Ergebnisse zeigen auf, dass ein großes Informationsdefizit über Details von vielen wirksamen Verhütungsmethoden in Österreich besteht. Daraus leitet sich ein dringender Handlungsbedarf ab, alle Altersgruppen über wirksame und sehr wirksame Methoden vermehrt zu informieren. Insbesondere ist der bisher bestehende Fokus auf Jugendliche unzureichend, weil der Informationsbedarf der 20–49-Jährigen übersehen wird.

Verhütungsmittel auf Krankenschein, was würde sich ändern

Frage 7:
„Wenn es in Österreich Verhütungsmittel kostenlos über die Krankenkassa/ Sozialversicherung geben würde, würden Sie sich dann für eine andere Methode entscheiden?“

 

Die Übernahme der Kosten für Verhütungsmittel ist in ganz West-Europa eine selbstverständliche Präventionsmaßnahme zur Verringerung ungewollter Schwangerschaften. Österreich ist eines der wenigen Länder, in welchem die Menschen die Kosten selbst tragen müssen. In der vorliegenden Befragung wurde erhoben, inwieweit dies ein Problem darstellt.

Die Ergebnisse zeigen, falls es eine Kostenübernahme gäbe, würden 50% aller Befragten auf ein anderes Verhütungsmittel wechseln. Und immerhin 42% derjenigen, die derzeit gar nicht verhüten, würden dann eine Methode anwenden. Die Kostenfrage ist insbesondere wichtig für jüngere Menschen, sowie diejeinigen mit einem niedrigeren Einkommen. Für die über 40-jährigen, sowie diejenigen mit einem höheren Einkommen spielen die Kosten eine deutlich geringere Rolle bei der Wahl der Verhütungsmethode.

Die Motivation eine andere Verhütungsmethode anzuwenden ist besonders groß bei denjenigen, die derzeit eine mittelmässig oder wenig wirksame Methode anwenden, „Aufpassen“/Coitus interruptus (66%), „Tage zählen“ (61%), sowie Kondomanwender (54%). Aber auch diejenigen, die sich mittels Pille schützen, würden in einem großen Prozentsatz auf eine andere Methode wechseln (62%). Selten wechseln würden Frauen und Männer, die bereits jetzt eine wirksame oder sehr wirksame Methode anwenden: Sterilisation, Kupferspirale oder andere hormonelle Methoden.

Frage 8:
„Und für welche Verhütungsmethode würden Sie sich entscheiden?“

 

Diejenigen, die bei Kostenübernahme eine andere Methode anwenden würden, würden sich in erster Linie für eine effektive (Langzeit-)Verhütungsmethode entscheiden z.B. Dreimonatsspritze (44%), Pflaster (41%), Hormonstäbchen (31%) oder Hormonspirale, bzw. Pille (jeweils 26%).

Kommentar:
Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass die Kostenübernahme von Verhütungsmitteln ein großes Potential hat, die Verhütung für viele Menschen deutlich zu verbessern. Einerseits würden mehr Frauen und Männer Verhütungsmittel anwenden – anderer seits würde fast die Hälfte derjenigen, die bereits verhüten, eine noch wirksamere Methode wählen. Auch die Erfahrung in anderen europäischen Ländern bestätigt, dass die Kostenübernahme eine sehr wirksame gesundheitspolitische Maßnahme zur Verringerung un - gewollter Schwangerschaften ist und damit die Anzahl der Schwangerschaftsabbrüche reduziert.

Anwendungsprobleme

Probleme bei der Pilleneinnahme

Frage 9:
„Falls Sie oder Ihre Partnerin jemals die Pille genommen haben: Gab es jemals Probleme oder Anwendungsfehler?“

Anwendungsprobleme werden bei der Pille häufig berichtet (44%). Wenn Probleme auftreten, sind diese meist selten (etwa einmal im Jahr). Nur ein kleiner Teil der Frauen hat gelegentlich oder öfter Probleme (15%, bzw. 7%). Die häufigsten Probleme treten bei Jugendlichen auf (53%) und gehen mit zunehmendem Alter deutlich zurück. Männer berichten etwas seltener von Problemen der Pilleneinnahme ihrer Partnerinnen.

Frage 10:
„Welche der folgenden Probleme oder Anwendungsfehler sind aufgetreten?“

 

Das Vergessen der regelmässigen Einnahme der Pille ist mit Abstand das größte Problem (31% all derjenigen, die jemals mit der Pille verhütet haben). Zweitwichtigstes Problem war die geringe Wirksamkeit wegen Erbrechen oder Durchfall (19%). Eine weitere häufige Fehlerquelle ist auch das rechtzeitige Besorgen eines Rezeptes (11%) und der verspätete Beginn mit der neuen Packung (10%). Demgegenüber wurde über Nebenwirkungen und Unverträglichkeiten nur selten berichtet (4%).

Kommentar:
Die Pille ist eine sehr wirksame Verhütung, wenn sie regelmäßig eingenommen wird. Dies gelingt auch den meisten Frauen. Fast alle Probleme sind Einnahmefehler, die vor, bzw. unabhängig von der Sexualität passieren. Hier könnte z.B. helfen, die Einnahme an andere regelmäßige Tätigkeiten zu koppeln: z.B. Zähneputzen oder eine tägliche Erinnerung mittels SMS oder email einzurichten.

Ferner sollte bei jeder Frau im Vorfeld abgeklärt werden ob eine regelmäßige Einnahme möglich erscheint oder eine andere Methode besser geeignet ist. Auch sollten mehrfache Anwendungsfehler Anlass sein über einen möglichen Wechsel zu einer anderen (Langzeit-) Methode nachzudenken.

Beruhigend ist die eher geringe Häufigkeit von Nebenwirkungen und Unverträglichkeiten über die berichtet wurde.

Probleme bei der Kondomanwendung

Frage 11: „Falls Sie oder Ihr Partner jemals ein Kondom verwendet haben: Gabes dabei jemals Probleme oder Anwendungsfehler?“

Mehr als die Hälfte der Befragten verwenden Kondome. Über ein oder mehrmalige Probleme berichten 34% derjenigen mit Kondomerfahrung. Diese sind am häufigsten in der Altersgruppe der 21–29-Jährigen (40%). Frauen berichten insgesamt etwas öfter (37%) von Problemen mit Kondomen als Männer (32%).

Frage 12: „Welche der folgenden Probleme oder Anwendungsfehler sind aufgetreten?“

Das häufigste Problem ist das Platzen oder Reißen des Kondoms (19%). Andere Probleme beziehen sich auf die Anwendung, wie Abrutschen (17%), kein Kondom dabei haben als sich Sexualität ergeben hat (15%), mühsames Überrollen (14%), Verlust der Erregung beim Überrollen (10%), Kondom war zu trocken (9%) oder zu klein (9%), bzw. wurde zu spät verwendet (2%).

Kommentar:
Das Kondom ist theoretisch eine sehr wirksame Methode, wenn es immer fehlerfrei angewendet wird. Im realen Leben treten jedoch häufig Probleme auf, die fast alle in einer fehlerhaften Anwendung bedingt sind. Dies erschwert die Vermeidung, weil (rationale) Lerneffekte während der (nicht vernunft kontrollierten) Sexualität kaum umgesetzt werden. Deshalb sollte im Vorfeld abgeklärt werden, ob Kondome im Einzelfall sinnvoll sind oder doch eine andere Methode besser geeignet ist. Auch sollten mehrfache Anwendungsfehler Anlass sein über einen möglichen Wechsel zu einer anderen Methode nachzudenken, welche nicht in den Ablauf der Sexualität eingreift.

Menstruationsmanagement / Langzyklus

Frage 13:
„Einige hormonelle Verhütungsmittel führen dazu, dass Regelblutung oder Regelschmerzen ausbleiben, solange die Methode angewendet wird. Aus medizinischer Sicht hat dies für den Körper keine negativen Auswirkungen. Fänden Sie es gut, wenn Sie für längere Zeit keine Regelblutung hätten?“

 

Eine deutliche Mehrheit der befragten Frauen würde gerne auf die monatliche Regelblutung verzichten (56%). Der Anteil nimmt mit dem Alter zu und ist besonders unter den 40–49-jährigen Frauen hoch (65%).

Frage 14:
„Falls Sie jemals die Pille, den Ring oder das Pflaster genommen haben: Haben Sie diese Form der Verhütung jemals über mehrere Monate ohne Unterbrechung angewendet, damit die Regelblutung ausbleibt?

 

Entsprechend der positiven Einstellung der Mehrheit der Frauen zu einer seltenen Menstruationsblutung haben 38% der befragten Frauen bereits ein homonelles Verhütungsmittel über einen längeren Zeitraum hinweg eingenommen, um keine Regelblutung zu haben. Insbesondere jungen Frauen zwischen 21 und 29 Jahren ist es vertraut, die Häufigkeit ihrer Regelblutungen mittels durchgehender Anwendung von Pille, Verhütungspflaster oder Ver hütungsring zu reduzieren.

Kommentar:
Die regelmäßige monatliche Menstruationsblutung bei Frauen, die mit Pille, Ring oder Pflaster verhüten ist durch die einwöchige Pause künstlich ausgelöst und hat keine biologische Funktion. Sie wurde von den Erfindern der Pille in den 60-er Jahren eingeführt, um einen natürlichen Zyklus zu imitieren und damit die Aktzeptanz unter den Frauen zu erhöhen. Erst in den letzten Jahren wurde dies öffentlich diskutiert und hinterfragt. Das hat dazu geführt, dass zunehmend mehr Frauen die Häufigkeit der Menstruation mittels konstanter Einnahme der Pille, bzw. Anwendung des Rings oder des Pflasters ihren eigenen Bedürfnissen anpassen.