Ausgewertet wurden die Antworten von 1.018 Frauen und 1.010 Männern im Alter von 16–49 Jahren – repräsentativ für Österreich
- Zufriedenheit mit der eigenen Sexualität
Die überwiegende Mehrheit der Frauen (84 %) und Männer (83 %) ist mit ihrer Sexualität zufrieden. Mit dem Alter nimmt die Zufriedenheit leicht ab, Menschen in einer Beziehung sind deutlich öfter sehr zufrieden, die Dauer ihrer Beziehung hat dabei nur wenig Einfluss. Paare, die verhüten, sind signifikant zufriedener als diejenigen, die nicht verhüten. Frauen, die hormonell verhüten, sind zufriedener als Frauen, die mit einer Methode der Selbstbeobachtung verhüten. Die signifikant höchste Zufriedenheit mit der eigenen Sexualität äußern Männer, die sterilisiert sind. Demgegenüber ist die sexuelle Zufriedenheit bei Männern, die Kondome anwenden deutlich geringer.
- Wer verhütet?
72 % haben im letzten Jahr entweder selbst verhütet oder der Partner/die Partnerin hat die Verhütung übernommen.
Junge Frauen und Männer verhüten besser, mit zunehmendem Alter und mit zunehmender Dauer einer Beziehung wird weniger verhütet.
Im Vergleich zu 2012 ist die Anwendung einer Verhütungsmethode von 77 % auf 72 % zurückgegangen1: bei Frauen von 81 % auf 71 % – bei Männern blieb der Anteil mit 73 % konstant. - Wie wird verhütet?
Frauen: 64 % aller Frauen haben im letzten Jahr selbst verhütet. Die Pille ist nach wie vor die häufigste Methode (38 % aller Frauen), vor allem bei Frauen unter 30 Jahren (53 %), gefolgt von der Hormonspirale (8 %), die vor allem bei Frauen ab 40 häufiger verwendet wird (18%). Auf Platz 3 ist die Dreimonatsspritze (5 %).
Im Vergleich zu 2012 gab es einen deutlichen Rückgang bei der Pille (45 % auf 38 %), der Selbstbeobachtung (7 % auf 1 %) sowie beim Tagezählen (9 % auf 2 %).
Männer: 54 % aller Männer verhüten selbst. Am häufigsten werden Kondome angewendet (46 % aller Männer). Deutlich seltener aber gleich häufig wird das „Aufpassen“ (5 %) und die Sterilisation/ Vasektomie (5 %) genannt.
Im Vergleich zu 2012 kam es zu einem Rückgang bei Kondomen (49 % auf 46 %) und beim „Aufpassen“ (9 % auf 5 %) und zu einer geringfügigen Zunahme an Sterilisationen/Vasektomien von 3 % auf 5 %. - Wer verhütet nicht?
28 % der ÖsterreicherInnen verhüten nicht. Der häufigste Grund für beide Geschlechter ist kein oder seltener Sex (11 %). Bei Frauen ist der zweithäufigste Grund, dass sie keine Hormone nehmen möchten (8 % aller Frauen). Dieser Anteil der Frauen nimmt mit dem Alter signifikant zu. Wegen einem Kinderwunsch verhüten 3 % der Frauen nicht. Bei Männern geben 6 % dies als Grund für Nicht-Verhüten an.
- Wer ist zuständig für Verhütung – Zufriedenheit damit
Die Mehrheit (61 %) entscheidet gemeinsam über die Verhütung und ist sehr zufrieden damit (92 % von diesen). Frauen entscheiden häufiger alleine (38 %) als Männer (18 %). Beide Geschlechter sind jedoch in gleich großem Ausmaß zufrieden mit der Situation (79 %) und wünschen sich nur in ca. 21 % der Fälle, dass der Partner/die Partnerin mehr Verantwortung übernimmt.
- Wer bezahlt die Verhütung?
Ein Viertel aller Befragten teilt sich die Kosten (26 %). 51 % der Frauen und 39 % der Männer bezahlen ihre Verhütung jeweils selbst. Bei Frauen sind es vor allem die jungen, die selbst aufkommen – 61 % der 20–29-Jährigen.
Auch bei denjenigen, die gemeinsam über die Verhütungsmethode entscheiden, kommt häufig nur einer für die Kosten auf (42 %), dies ist besonders in der Altersgruppe der 20–29-Jährigen der Fall (54 %) und bei beiden Geschlechtern gleich häufig. Ein Drittel der Paare (30 %), die gemeinsam entscheiden, teilt sich die Kosten. - Was ist wichtig bei der Auswahl der Methode
Die Wirksamkeit ist für Frauen und Männer am wichtigsten. Ungestörte Sexualität ist ebenfalls für beide Geschlechter unter den am häufigsten genannten Kriterien. Bei Männern ist der Schutz vor Infektionen an 2. Stelle, für Frauen steht dieser Aspekt nicht so im Vordergrund. Für Frauen sind hingegen Gesundheitsaspekte, wie wenig Nebenwirkungen, sowie zusätzliche, über die Verhütung hinausgehende Vorteile wichtig, wie bessere Haut, weniger Regelschmerzen, planbarer Zyklus.
- Einschätzung der Wirksamkeit der angewendeten Methode
Die sehr wirksamen Methoden werden von ihren AnwenderInnen auch so eingestuft. Allerdings werden diese Methoden nicht sehr häufig angewendet. Auch die mäßig bis wenig wirksamen Methoden werden von denjenigen, die sie anwenden, oft fälschlicherweise als wirksam oder sogar als sehr wirksam eingeschätzt. Besonders das Kondom wird von fast allen Männern fälschlicherweise als wirksam oder sogar sehr wirksam eingeschätzt.
- Zufriedenheit mit der Verhütung – Frauen
Frauen, die wirksame und sehr wirksame Verhütungsmethoden anwenden, sind damit in einem sehr großen Prozentsatz (über 90 %) sehr oder eher zufrieden. Die meisten dieser Methoden sind hormonell und langfristig in der Anwendung. Grundsätzlich ist die Mehrheit der Frauen mit den verfügbaren Methoden zufrieden (84 %), unabhängig davon ob sie diese selbst anwenden. Nach wie vor sind Frauen mit der Pille am zufriedensten (53 % aller Frauen).
- Vermeidung hormoneller Methoden
15 % der Frauen, die selbst verhüten, wenden nichthormonelle Methoden an. Etwas mehr als die Hälfte von ihnen (61 %) vermeidet Hormone wegen befürchteter negativer Nebenwirkungen (5,3 % aller befragten Frauen).
Dazu kommen noch diejenigen Frauen, die aus dem gleichen Grund gar nicht verhüten (7,5 % aller Frauen), das heißt 12,8 % aller Frauen verhüten aus Sorge um Nebenwirkungen von Hormonen weniger wirksam oder gar nicht.
Die Hälfte der Frauen, die hormonelle Methoden vermeiden, ist grundsätzlich der Überzeugung, dass „Hormone nicht gesund sein können“. Frauen, die aus Sorge um Nebenwirkungen hormonelle Methoden vermeiden (5,3 % aller befragten Frauen), tun dies häufig (37 %) aufgrund von Berichten anderer und ohne eigene Erfahrungen. - Zufriedenheit mit der Verhütung – Männer
94 % der sterilisierten Männer sind sehr zufrieden mit der Methode (mit Abstand der höchste Wert); mit Kondom sind es 62 % und beim „Aufpassen“ nur noch 49 % der Anwender.
- Einstellungen zur Vasektomie (Sterilisation von Männern)
8 % der Männer geben an sterilisiert zu sein und
11 % planen dies sobald die Familienplanung abgeschlossen ist. Das entspricht den Angaben der Frauen: 5 % der Partner sind vasektomiert und 11 % der Frauen fänden es gut, wenn der Partner dies machen würde. Auch das Interesse nach mehr Informationen ist unter Frauen und Männern gleich (13 %), ebenso die Angabe „ich habe schon einmal mit meinem Partner/meiner Partnerin darüber gesprochen“ (F: 13 % bzw. M: 11 %).
Für 36 % der Männer kommt die Vasektomie nicht in Frage, wobei 23 % aller Männer die Endgültigkeit zurückschrecken lässt. Auch 20 % der Frauen lehnen eine Vasektomie ihres Partners ab, weil sie die Kontrolle über ihre Fruchtbarkeit lieber selbst behalten wollen. - Einstellungen zum Kondom
55 % der befragten Männer und 46 % der Frauen finden, dass das Kondom eine praktische Verhütungsmethode ist. Etwa gleich viele Männer (29 %) wie Frauen (27 %) stört das Kondom beim Verkehr.
34 % der Männer schätzen am Kondom, dass sie die Kontrolle über ihre Fruchtbarkeit behalten. - Einstellungen zum „Social Egg / Sperm Freezing“
Ein großer Teil der Frauen (40 %) und Männer (37 %) findet die Möglichkeit Eizellen bzw. Spermien einzufrieren grundsätzlich interessant, allerdings kommt dies für sie persönlich nicht in Frage.
26 % der befragten Männer und 13% der Frauen können sich „Social Egg/Sperm Freezing“ für sich selbst gut vorstellen, um einen späteren Kinderwunsch zu verwirklichen. - Verhütung auf Krankenschein – was würde sich ändern?
Die Kostenübernahme würde zu einer deutlichen Verbesserung der Verhütung führen: Diejenigen, die bereits verhüten, würden zu 43 % auf eine andere, meist wirksamere Methode wechseln. Von denjenigen, die bisher nicht verhüten, würden 61 % mit einer Verhütungsmethode beginnen.
Die Erfahrung aus anderen europäischen Ländern bestätigt, dass die Kostenübernahme eine sehr wirksame gesundheitspolitische Maßnahme zur Verringerung ungewollter Schwangerschaften ist, wodurch die Anzahl der Schwangerschaftsabbrüche reduziert werden kann. Die vorliegenden Daten ergeben, dass es in Österreich dadurch etwa 10.000
Abbrüche pro Jahr weniger gäbe. - Ungewollt schwanger?
Jede zweite Frau hat einoder mehrmals in ihrem Leben einen Schwangerschaftstest in einer Situation gemacht, in der sie nicht schwanger werden wollte.
- Prävention ungewollter Schwangerschaften – was sollte verbessert werden?
72 % der ÖsterreicherInnen wünschen sich mehr Wissen über Verhütung, sowohl für Jugendliche als auch für Erwachsene. Dabei hat das ärztliche Beratungsgespräch auch im Zeitalter des Internets die größte Bedeutung – für Frauen etwas mehr (51 %) als für Männer (32 %). Ein Drittel aller Befragten wünscht sich Verhütungsbroschüren. Ferner wünschen sich die Befragten einen leichteren Zugang zu wirksamen Verhütungsmethoden.
- Schlussfolgerung
Die Ergebnisse der Umfrage bestätigen die Forderungen von Fachkräften:
Ein Großteil ungewollter Schwangerschaften könnte durch bessere gesundheitspolitische und sexualpädagogische Maßnahmen verhindert werden. Diese Maßnahmen sind bekannt und in den meisten anderen Westeuropäischen Ländern teilweise seit Jahrzehnten erfolgreich umgesetzt.
1) Aufgrund unterschiedlicher Fragestellung ist eine Signifikanzberechnung nicht möglich.