Wer verhütet?

Frage: „Haben Sie und/oder Ihr Partner/Ihre Partnerin in den letzten 12 Monaten irgendetwas getan oder eine Methode genutzt, um eine ungewollte Schwangerschaft zu verhüten?“

Im letzten Jahr haben 78% der Menschen in Österreich verhütet, d.h. entweder die befragte Person selbst oder ihr Partner bzw. ihre Partnerin haben eine Methode genützt, um eine Schwangerschaft zu verhindern. Frauen haben geringfügig öfter angegeben, dass verhütet wurde, als Männer (79% vs. 77%).
Auch haben Frauen deutlich häufiger als Männer angegeben, dass nur sie selbst verhütet haben (42% bzw. 23%) und entsprechend haben deutlich mehr Männer als Frauen angegeben, nur ihre Partnerin habe verhütet (24% bzw. 15%).

Verhütung und Alter
Am seltensten verhüten die über 40-Jährigen und die unter 20-Jährigen (70% bzw. 73%). Am häufigsten verhüten die 20–39-Jährigen (84%), die zugleich jene Altersgruppe darstellen, in der die meisten Geburten und Schwangerschaftsabbrüche stattfinden. Unter Jugendlichen (16–20 Jahre) geben Frauen häufiger als Männer an, dass sie oder/und ihr Partner verhütet haben (85% zu 63%). In der Altersgruppe der 21–29-Jährigen ändert sich dies, Männer holen auf: 83% der Frauen und 88% der Männer geben an, dass verhütet wurde.

Verhütung und Bildung
Hinsichtlich des Bildungsniveaus zeigt sich, dass die Höhe des Bildungsabschlusses mit der Anwendung von Verhütungsmethoden korreliert. Je höher der Bildungsabschluss ist, desto eher wird verhütet. Während nur 69% der Personen mit Pflichtschulabschluss verhüten, sind es 78% der Personen mit Fachschul- oder Lehrabschluss und 82% mit Matura oder Universitätsabschluss.

Interpretation
Wie in einer qualitativen Untersuchung aus dem Jahr 2016 festgestellt wurde (Parzer, 2016), lässt sich die unterschiedliche Häufigkeit der Anwendung von Verhütungsmethoden je nach Bildungsgrad unter anderem auf unterschiedliche Vorstellungen der Planbarkeit persönlicher Lebensereignisse zurückführen. Während Menschen mit hohem Bildungsniveau aufgrund eigener Erfahrungen viel eher davon ausgehen, das eigene Leben genau zu planen und zu strukturieren, sind Lebensverläufe von Personen mit geringerer Bildung stärker von biografischen Brüchen und unvorhergesehenen Ereignissen, wie z.B. Jobverlusten geprägt. Entsprechend erleben sie die eigene Biografie oftmals als weniger ‚gestaltbar‘ und nehmen die Fruchtbarkeit trotz verfügbarer Verhütungsmethoden als weniger kontrollierbar wahr, was sich im Verhütungsverhalten widerspiegelt.

Verhütung und Herkunft
Personen mit Migrationshintergrund (1. Generation) verhüten etwas weniger oft (75%) als in Österreich Geborene (78%).

Verhütung und Religiosität
Es zeigt sich, dass Menschen, denen religiöse Werte sehr wichtig sind, am seltensten verhüten (59%). Menschen, denen Religion eher wichtig ist, eher nichts oder gar nichts bedeutet, verhüten häufiger (80%). Dieses Ergebnis deckt sich mit den Ergebnissen aus dem Jahr 2015.

Verhütung aktuell im Vergleich zu 2012 und 2015
Im Vergleich zu den beiden vorausgehenden Befragungen hat sich der im Jahr 2015 vor allem bei Frauen beobachtete Rückgang in der Anwendung von Verhütungsmethoden in der jetzigen Erhebung wieder fast ausgeglichen. Während im Jahr 2012 noch 77% der ÖsterreicherInnen angegeben haben, im letzten Jahr verhütet zu haben, waren es 2015 nur noch 72% und im aktuellen Report wieder 78%.

Jugendliche im Alter von 16–29 Jahren und die über 40-Jährigen haben im Vergleich zu den Vorjahren etwas öfter verhütet. In der dazwischenliegenden Altersgruppe (21–39 Jahre) ist der beobachtete Rückgang des letzten Reports fast ausgeglichen, allerdings liegt die Verhütung in dieser Altersgruppe immer noch unter dem Wert von 2012.