Wie wird die Wirksamkeit der Methoden eingeschätzt?

Frage 5:
„Wie schätzen Sie die Wirksamkeit Ihrer Verhütungsmethode/n
der letzten 12 Monate ein?“

 

Die Wirksamkeit einer Verhütungsmethode wird durch den sogenannten „Pearl Index“ angegeben. Der Index gibt an, wie viele von 100 sexuell aktiven Frauen innerhalb eines Jahres schwanger werden. Je niedriger der Index ist, umso wirksamer ist eine Methode. Bei der Bewertung einer Verhütungsmethode muss unterschieden werden zwischen der theoretischen Methodensicherheit („fehlerfreie Anwendung“) und der Anwendung im realen Leben („praktische Anwendung“), die auch Anwendungsfehler berücksichtigt. Je näher beide Werte beinander liegen, umso weniger Anwendungsfehler können passieren, z.B. Spirale, Implantat oder Sterilisation.

Einschätzung der eigenen Methode

Die sehr wirksamen Methoden werden von den AnwenderInnen richtigerweise als sehr wirksam eingestuft. Allerdings werden diese Methoden in Österreich relativ selten angewendet. Demgegenüber werden die häufig angewendeten, mässig bis wenig wirksamen Methoden, von denjenigen die sie anwenden, in vielen Fällen fälschlicherweise als wirksam oder sogar als sehr wirksam eingeschätzt.

95% derjenigen, die sich mit Kondomen schützen, schätzen die Wirksamkeit des Kondoms als „sehr hoch“ bis „hoch“ ein. Tatsächlich ist das Kondom eine mittelmässig wirksame Methode, bei deren alleiniger Anwendung es häufig zu ungewollten Schwangerschaften kommt (praktischer Pearl Index 15). 83% der ÖsterreicherInnen, die mittels „Aufpassen“, Tage zählen oder Selbstbeobachtung verhüten schätzen ihre Methode als „sehr hoch“ bis „hoch“ ein, obwohl es sich um wenig wirksame Methoden handelt, (praktischer Pearl Index von 25–27).

Kommentar: Die weit verbreitete falsche Einschätzung der Wirksamkeit führt dazu, dass Frauen sich auf mittel bis wenig wirksamen Methoden verlassen. Dies führt zu ungewollten Schwangerschaften und Abbrüchen. So hat sich ein Drittel der Frauen, die zu einem Abbruch kommen, auf das Kondom verlassen (Tab. 7).

 


 

Frage 6:
„Über welche Methoden können Sie ausreichend informieren, falls eine Freundin/ein Freund Sie bitten würde, ihr/ihm zu folgenden Verhütungsmethoden jeweils die Wirksamkeit, Vor- und Nachteile, sowie Nebenwirkungen zu erklären und ihre/seine Fragen zu beantworten?“

 

Die Antworten auf diese Frage sollen den aktuellen Wissensstand der ÖsterreicherInnen über alle verfügbaren Verhütungsmethoden aufzeigen.

Klarer Spitzenreiter unter den wirksamen Methoden ist die Pille: fast alle Befragten geben an, diese auch erklären zu können. Auch über die Sterilisation von Mann oder Frau, sowie die 3-Monatsspritze, hat die Mehrzahl der Menschen ein Detailwissen. Ebenso kann eine klare Mehrheit die bekannteste Methode, das Kondom, sehr gut erklären.

Über die vielen anderen wirksamen und sehr wirksamen Methoden, Scheidenring, Pflaster und Langzeitmethoden, wie Hormon- oder Kupfer-Spirale und Implantat, haben die ÖsterreicherInnen jedoch wenig Wissen. So kann die Hälfte der Befragten weder die Wirksamkeit, noch die Vor- und Nachteile dieser Methoden erklären.

Auffallend ist, dass das Wissen und Unwissen über die verschiedenen Methoden in allen befragten Altersgruppen ähnlich verteilt ist.

Diese Ergebnisse zeigen auf, dass ein großes Informationsdefizit über Details von vielen wirksamen Verhütungsmethoden in Österreich besteht. Daraus leitet sich ein dringender Handlungsbedarf ab, alle Altersgruppen über wirksame und sehr wirksame Methoden vermehrt zu informieren. Insbesondere ist der bisher bestehende Fokus auf Jugendliche unzureichend, weil der Informationsbedarf der 20–49-Jährigen übersehen wird.