Wie wird verhütet?

Frage: „Welche der folgenden Verhütungsmethoden haben Sie oder Ihr Sexualpartner/Ihre Sexualpartnerin in den letzten 12 Monaten angewandt?“

Die am häufigsten angewendeten Verhütungsmethoden sind nach wie vor das Kondom (38%) und die Pille (34%). Mit großem Abstand folgt die Hormonspirale mit 6%. Auf Platz vier befindet sich der Coitus Interruptus (‚Aufpassen‘) mit 5% und dahinter mit jeweils 4% die Dreimonatsspritze, die Sterilisation des Mannes (Samenleiterunterbindung) und die Kupferspirale. Nur 3% wenden jeweils Tagezählen oder Selbstbeobachtung (‚Natürliche Verhütung‘) an. 2% verlassen sich auf den Verhütungsring oder die Sterilisation der Frau (Eileiterunterbindung). Am seltensten werden mit jeweils 1% das Hormonstäbchen und das Pflaster zur Verhütung verwendet.

Die Angaben von Männern und Frauen zu den verwendeten Verhütungsmethoden sind deckungsgleich. Lediglich bei Kondomen geben signifikant mehr Männer als Frauen an, dass damit verhütet wurde (44% bzw. 31%). Bei der Dreimonatsspritze ist es umgekehrt: 7% der Frauen wenden diese an, jedoch nur 2% der Männer geben die Dreimonatsspritze als Verhütungsmethode an.

Alter und Verhütungsmethoden
Die am häufigsten von Jugendlichen (16–20 Jahre) verwendeten Verhütungsmethoden sind das Kondom (56%) und die Pille (52%). Bei jungen Erwachsenen (21–29 Jahre) dreht sich dies um. Sie verhüten gleich oft mit der Pille (52%), aber erst an zweiter Stelle mit dem Kondom (46%). In der Gruppe der 30–39-Jährigen geht die Anwendung von Kondomen weiter zurück, steht aber wieder an 1. Stelle (41%), gefolgt von der Anwendung der Pille (29%). Allerdings gewinnen Langzeitmethoden wie Dreimonatsspritze (7%), Hormonspirale (6%), Kupferspirale (5%), sowie die Sterilisation des Mannes (5%) an Bedeutung. 40–49-Jährige verwenden zwar deutlich seltener aber immer noch am häufigsten das Kondom (24%) und die Pille (19%). Zugleich nimmt die Verhütung durch die Hormonspirale (10%) und die Sterilisation des Mannes (7%) weiter zu, sowie geringfügig die Sterilisation der Frau (3%).

Die wenig wirksamen Methoden, wie Coitus Interruptus, Selbstbeobachtung und Tagezählen werden über alle Altersgruppen nur von wenigen Paare angewendet. Zusammenfassend also ist die Anwendung der Pilleund des Kondoms unter Jugendlichen am weitesten verbreitet und nimmt mit zunehmendem Alter zugunsten von Langzeitmethoden (Hormon- und Kupferspirale, Dreimonatsspritze, Sterilisation von Mann und Frau) ab. Interessant ist auch die Beobachtung, dass die Kupferspirale unter den jüngeren Frauen (unter 30 Jahre) beliebter geworden ist als die Hormonspirale, wohingegen Frauen über 30 Jahren häufiger und über 40 Jahren deutlich häufiger die Hormonspirale wählen.

Verhütungsmethoden und Herkunft
40% der Personen, die im Ausland geboren wurden, wenden wirksame Verhütungsmethoden an. Im Vergleich dazu verhüten Personen, die in Österreich geboren wurden, zu 58% mit wirksamen Methoden. Umgekehrt wenden Personen, die außerhalb von Österreich geboren wurden, signifikant häufiger die am wenigsten wirksamen Methoden an (34% zu 9%) (Selbstbeobachtung, Tagezählen, ‚Aufpassen’). Personen mit Migrationshintergrund (2. Generation) verhüten ähnlich wie in Österreich Geborene. Hormonelle Methoden wenden 44% der in Österreich Geborenen und 31% der in einem anderen Land Geborenen an.

Angewandte Verhütungsmethoden 2012 im Vergleich zum aktuellen Report
Das Kondom und die Pille sind nach wie vor die häufigsten Methoden, allerdings ist deren Anwendung im Vergleich zu 2012 deutlich rückläufig. Während 2012 noch 45% der Befragten angegeben haben, mit Kondomen zu verhüten, waren es 2019 nur noch 38%. Mit der Pille haben 2012 41% verhütet, aktuell 34%. Abgenommen hat auch der Versuch, mittels Coitus Interruptus (‚Aufpassen‘) (von 9% im Jahr 2012 auf 5% aktuell), mittels Tagezählen (7% auf 3%) und durch die Anwendung der Selbstbeobachtung (‚Natürliche Verhütung‘) (6% auf 3%) zu verhüten. Lediglich die Verhütung mittels Sterilisation des Mannes und Kupferspirale haben geringfügig zugenommen (jeweils von 2% auf 4%).
Die Abnahme der verschiedenen Methoden seit dem Report im Jahr 2012 entspricht einerseits der etwas geringeren Anzahl an Frauen, die verhüten, andererseits manifestieren sich darin deutlich weniger Mehrfachnennungen.

Trend: Rückgang hormoneller Verhütungsmethoden
Der bereits 2015 beobachtete Rückgang hormoneller Verhütungsmethoden hat sich weiter deutlich fortgesetzt. Wie der folgenden Tabelle zu entnehmen ist, haben 2012 noch 60% der Befragten hormonell verhütet, 2015 waren es 57% und aktuell nur noch 48%. In diesem Zusammenhang ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass es parallel dazu lediglich zu einer sehr geringen Zunahme an wirksamen hormonfreien Methoden kam. Die bisher angewendeten wirksamen hormonellen Methoden wurden also nur marginal mit ebenso wirksamen hormonfreien Methoden, wie z.B. der Kupferspirale oder der Sterilisation, ersetzt.

Vergleich der angewendeten Verhütungsmethoden in der Gesamtbevölkerung mit Frauen nach einem Schwangerschaftsabbruch
Interessant ist der Vergleich mit der bereits zitierten, noch unveröffentlichten Studie über die Verhütung von Frauen vor einem Schwangerschaftsabbruch. Frauen, die ungewollt schwanger wurden und sich für einen Abbruch entschieden haben, verhüten insgesamt etwa gleich häufig wie Frauen in der Gesamtpopulation. Es zeigt sich allerdings, dass erstere deutlich weniger wirksame Methoden anwenden als letztere (Kondom, Tagezählen, Selbstbeobachtung (‚Natürliche Verhütung‘), Coitus Interruptus (‚Aufpassen‘)). Frauen, bei denen es zu einer ungewollten Schwangerschaft gekommen ist, verhüten also insgesamt nicht weniger, jedoch weniger wirksam.

Interessant ist im Besonderen der Vergleich der Anwendung der einzelnen Methoden in der Gesamtbevölkerung mit der Anwendung bei Frauen, bei denen es unter der Anwendung dieser Methode zu einer ungewollten Schwangerschaft und als Folge zu einem Schwangerschaftsabbruch gekommen ist. Wird die Häufigkeit der Anwendung bei diesen beiden Gruppen verglichen, lässt sich für jede Methode ein Risikofaktor errechnen. Daraus kann die Wahrscheinlichkeit abgeschätzt werden, mit der eine Frau bei Anwendung einer bestimmten Methode in die Situation eines Schwangerschaftsabbruchs kommen kann.