Verhütung auf Krankenschein, was würde sich ändern?

Frage: „Wenn es in Österreich Verhütungsmittel kostenlos über die Krankenkassa/Sozialversicherung geben würde, würden Sie sich dann für eine andere Methode entscheiden?“

Wenn es in Österreich Verhütungsmittel kostenlos über die Krankenkassa geben würde, würden sich 54 % der befragten Männer und 48 % der Frauen für eine andere Methode entscheiden. Im Vergleich zur Befragung von 2012 zeigt sich ein anhaltend großer Bedarf an finanzieller Unterstützung. Dies betrifft sowohl diejenigen Frauen und Männer, die bereits verhüten – von diesen würden 43 % im Falle einer Kostenübernahme auf eine andere, meist wirksamere Methode wechseln – als auch diejenigen, die bisher nicht verhüten – von diesen würden 61 % mit einer Methode beginnen.
Insbesondere junge Männer zwischen 16 und 29 Jahren (65 %) und junge Frauen zwischen 16 und 20 Jahren (58 %) würden das Angebot der Kostenübernahme wahrnehmen.

Frage: „Für welche Methode(n) würden Sie sich entscheiden?“

Beinahe die Hälfte aller Frauen (48 %) würde auf die Pille umsteigen, bzw. auf die Dreimonatsspritze (22 %) oder das Hormonstäbchen (16 %). 15 % würden sich sterilisieren lassen, 14 % würden sich eine Hormonspirale und 13 % eine Kupferspirale legen lassen, wenn diese Verhütungsmethoden kostenfrei von den Krankenkassen angeboten werden würden.

Männer würden Kondome (62 %) verwenden und sich in 33 % der Fälle für eine Vasektomie entscheiden.
In den folgenden beiden Tabellen sind diejenigen, die bisher bereits verhütet haben, und diejenigen, die bisher nicht verhütet haben, getrennt dargestellt.

Kommentar:
Die Ergebnisse zeigen, dass die Kostenübernahme von Verhütungsmitteln ein großes Potential hat, die Verhütung für viele Frauen und Männer deutlich zu verbessern. Einerseits würden mehr Frauen und Männer Verhütungsmittel anwenden, andererseits würde fast die Hälfte derjenigen, die bereits verhüten, eine noch wirksamere Methode wählen. Die Erfahrung in anderen europäischen Ländern bestätigt, dass die Kostenübernahme eine sehr wirksame gesundheitspolitische Maßnahme zur Verringerung ungewollter Schwangerschaften ist und damit die Anzahl der Schwangerschaftsabbrüche reduziert.

Reduktion von Schwangerschaftsabbrüchen durch Kostenübernahme von Verhütung

Die Befragung zeigt, dass viele Männer und Frauen in Österreich wenig wirksam oder gar nicht verhüten. Die daraus resultierenden Verhütungspannen und Schwangerschaftsabbrüche lassen sich mittels einer Hochrechnung berechnen und führen jedes Jahr zu etwa 35.000 Abbrüchen in Österreich1,2,3. Das entspricht einer Rate von etwa 17,5 Abbrüchen pro 1.000 Frauen, womit Österreich in Westeuropa unter den Ländern mit den meisten Schwangerschaftsabbrüchen liegt4. Von den Verhütungsmethoden sind es weltweit – und so auch in Österreich – Kondome, die zu den meisten ungewollten Schwangerschaften führen2.
Wenn man die von der WHO vorgelegte Berechnung auf diejenigen Verhütungsmethoden anwendet2, welche Frauen und Männer bei Kostenübernahme anwenden würden, ergibt dies eine deutlich geringere Anzahl an ungewollten Schwangerschaften und etwa 25.000 Abbrüche. Es zeigt sich, dass die Kostenübernahme das Potential hätte die Häufigkeit von Abbrüchen um etwa 10.000 pro Jahr zu senken. Derzeit gibt es jedoch keine politische Mehrheit für diese wirksame Präventionsmaßnahme nicht einmal für Jugendliche oder Frauen mit geringem Einkommen.

1 www.contraceptivetechnology.org
2 Safe abortion: technical and policy guidance for healthsystems, WHO, 2012

3 Bajos et al. Pourquoi le nombre d’avortements n’a-t-il pas baissé en France depuis 30 ans ? Population et Sociétés 2004 n°407.
http://data.un.org