Ergebnisse auf einen Blick

Ausgewertet wurden die Antworten von 881 Frauen und 901 Männern im Alter von 16–49 Jahren. Diese Stichprobe ist repräsentativ für Österreich.

  • Zufriedenheit mit der eigenen Sexualität Die meisten Frauen (83%) und Männer (89%) sind mit ihrer Sexualität zufrieden. 20–30-Jährige und Menschen in einer stabilen Beziehung – besonders im ersten – Jahr haben eine besonders hohe Zufriedenheit. Deutlich unzufriedener sind Jugendliche und diejenigen, die mithilfe einer Methode der Selbstbeobachtung (‚Natürliche Verhütung‘) verhüten. (S. 7)

  • Wie oft wird eine Frau in ihrem Leben ohne Verhütung schwanger Die natürliche Fruchtbarkeit wird viel zu niedrig eingeschätzt. 23% der Befragten glauben, eine Frau würde ohne Verhütung nur etwa 0–3 Mal im Leben schwanger werden. 40% gehen von 4–7 Schwangerschaften aus, 24% von 8–11 Schwangerschaften und nur 13% liegen mit 12–15 Schwangerschaften richtig. Diese Fehleinschätzung des Ausmaßes der natürlichen Fruchtbarkeit ist einer der Gründe für die geringe Anwendung wirksamer Verhütungsmethoden. (S. 8)

  • Wer verhütet? Im letzten Jahr haben 78% der Befragten selbst oder deren PartnerInnen verhütet. Die höchste Rate derjenigen, die verhüten, ist unter den 20–39-Jährigen (84%) zu finden, die niedrigste bei den über 40-Jährigen und den unter 20-Jährigen. Ferner nimmt die Verhütung mit steigender Bildung zu. Der in den letzten Jahren zu beobachtende Rückgang in der Anwendung von Verhütungsmethoden ist wieder fast ausgeglichen. Während im Jahr 2012 noch 77% der ÖsterreicherInnen angegeben haben, im letzten Jahr verhütet zu haben, waren es 2015 nur noch 72% und im aktuellen Report wieder 78%.1 (S. 11)

  • Wie wird verhütet? Das mittelmäßig wirksame Kondom ist mit 38% das am häufigsten angewendete Verhütungsmittel in Österreich – besonders bei Jugendlichen (16–20 Jahre) (56%) und bei jungen Erwachsenen im Alter von 21–29 Jahren (46%). Unter den wirksamen Methoden führt mit 34% nach wie vor die Pille – unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen sogar mit 52%. Sehr wirksame Methoden werden deutlich seltener angewendet, gewinnen aber mit zunehmendem Alter an Bedeutung: Hormonspirale 6%, Vasektomie (Sterilisation des Mannes) 4%, Kupferspirale 4%. Ähnlich selten werden die wenig wirksamen Methoden angewendet: Coitus Interruptus (‚Aufpassen‘) 5%, Tagezählen 3%, Selbstbeobachtung (‚Natürliche Verhütung‘) 3%. Personen mit Migrationshintergrund (1. Generation) wenden deutlich seltener wirksame Methoden an als Personen, die in Österreich geboren wurden (40% vs. 58%). In den letzten Jahren ist die Anwendung der wirksamen hormonellen Methoden von 60% (2012) auf 48% (aktuell) zurückgegangen. Dieser Rückgang wurde allerdings nur marginal durch eine häufigere Anwendung wirksamer nicht hormoneller Methoden ausgeglichen von 8% auf 10%. (S. 14)

  • Wer verhütet nicht und warum? 22% der ÖsterreicherInnen verhüten nicht. Die häufigsten Gründe sind mit 6% ein bestehender Kinderwunsch, was eine leichte Zunahme gegenüber 2015 darstellt, sowie die Angabe, keinen oder nur selten Sex zu haben (5%), deutlich weniger häufig als noch 2015 (11%). Für Personen mit Migrationshintergrund (1. Generation) sind die Kosten der häufigste Grund fürs Nicht-Verhüten (6%). (S. 19)

  • Wer ist zuständig für Verhütung? Bei 25% aller Befragten sind beide Partner für die Verhütung zuständig, vor allem bei Jugendlichen (47%) und Personen mit hohem Bildungsniveau, d.h. mit Matura oder Universitätsabschluss (31%). Frauen sind fast doppelt so häufig allein für die Verhütung zuständig wie Männer (42% vs. 23%). (S. 22)

  • Langzyklus: Wissen, Anwendung und Gründe für Nicht-Anwendung 90% der Frauen, die mit Pille, Ring oder Pflaster verhüten, wissen über die Möglichkeit der kontinuierlichen Anwendung im sogenannten Langzyklus Bescheid. Junge Frauen (16–20 Jahre), die häufig an Regelschmerzen leiden und von der Möglichkeit einer selteneren Regelblutung stark profitieren würden, wissen seltener darüber Bescheid (84%) als Frauen zwischen 40–49 Jahren (95%). Frauen, denen der Langzyklus bekannt ist, wenden diesen aber nur in 22% fast immer und in 26% gelegentlich an. Seit 2012 sind diese Zahlen konstant. Die Mehrheit von 52% löst weiterhin jeden Monat künstlich eine Blutung aus. Der Grund dafür ist nur in 21% der eigene Wunsch nach einer monatlichen Blutung. 69% der Frauen glauben, dass dies besser für ihren Körper sei und immerhin 25% wurde dies von ihrem Arzt oder ihrer Ärztin geraten. (S. 23)

  • Vermeidung hormoneller Methoden Seit einigen Jahren gibt es einen Trend Hormone zur Verhütung abzulehnen. Für 60% der befragten Frauen ist eine hormonfreie Verhütung sehr wichtig bis wichtig. Diese Ablehnung ist über alle Untergruppen etwa gleich häufig zu beobachten. Auch schätzt die Mehrheit (60%) der Befragten die Einstellung ihrer FreundInnen und Bekannten ähnlich ein wie die eigene. (S. 26)

  • Hormonskepsis: Hintergründe und Dilemma Der Wunsch nach einer hormonfreien Verhütung muss im Lebenskontext betrachtet werden. Deshalb wurden einige diesem Trend zugrundeliegende Aspekte erhoben.
  • 37% der Frauen vermeiden hormonelle Verhütungsmittel aus Sorge vor Nebenwirkungen. Unter denjenigen Frauen, die wenig wirksam (nicht hormonell) verhüten sind dies 72%, während es unter Frauen, die wirksam verhüten (mit oder ohne Hormone) nur 19% sind. (S. 29)
  • Bei der Wahl der Verhütungsmethode steht für 55% die Wirksamkeit an erster Stelle, während die übrigen 45% in erster Linie nicht in den eigenen Körper ‚eingreifen‘ möchten. (S. 28)
  • 76% der Frauen sind der Meinung, dass es am besten ist, wenn die Vorgänge im Körper ohne Einfluss von außen ablaufen. Dies ist besonders wichtig für Frauen, die ohne Hormone und wenig wirksam verhüten (96%). (S. 29)
  • Frauen, denen die Wirksamkeit ihrer Verhütung am wichtigsten ist, fällt die Entscheidung für eine geeignete Verhütungsmethode signifikant leichter als Frauen, die nicht in ihren Körper eingreifen möchten, (71% zu 53%). (S. 32)
    Diese Ergebnisse zeigen, dass sich viele Frauen in einem Dilemma befinden: Einerseits möchten sie ihre natürliche Fruchtbarkeit begrenzen, gleichzeitig möchten sie dafür nicht in den Körper ‚eingreifen‘. Das führt dazu, dass seltener und deutlich weniger wirksam verhütet wird.

  • Entscheidung für eine Methode 45% der Frauen und nur 26% der Männer haben sich sehr oder eher intensiv mit der Suche nach einer Verhütungsmethode beschäftigt. Besonders intensiv haben sich diejenigen damit auseinandergesetzt, die Selbstbeobachtung (70%) oder eine Langzeitmethode – Sterilisation der Frau (85%), Sterilisation des Mannes (72%) oder Hormonspirale (52%) anwenden. (S. 30) Für zwei Drittel der Befragten gestaltet sich die Entscheidung für eine Verhütungsmethode einfach (66%). Männer (70%) tun sich leichter als Frauen (64%). Am schwersten fällt Frauen die Entscheidung, wenn sie mit Selbstbeobachtung (‚Natürliche Verhütung‘) verhüten. 26% geben an, dass die Entscheidung für sie sehr schwierig ist. Hingegen fällt die Entscheidung Männern, die vasektomiert sind, am einfachsten. 92% von ihnen empfinden die Entscheidung als leicht. (S. 31)

  • Verfügbarkeit einer Vertrauensperson 77% aller Befragten haben jemanden, dem oder der sie zu Verhütungsmethoden vertrauen können. Frauen haben eher jemanden (83%) als Männer (71%). Menschen, die eine Vertrauensperson haben, verhüten etwas öfter (68%) als diejenigen, die niemanden haben (58%). Sie verhüten auch wirksamer. (S. 34)

  • Verhütung für Männer Die meisten Verhütungsmethoden sind für Frauen: Wie geht es Männern damit? Und was denken Frauen?
    45% der Männer sagen, „das lässt sich nicht ändern und deshalb nützt es auch nichts darüber nachzudenken“. Weitere 21% beschäftigt es sehr. 17% ist dieser Umstand egal und 13% haben noch nie darüber nachgedacht. Nur eine Minderheit von 4% gibt an, dass ihnen die Verteilung der Verhütungsmethoden für Männer und Frauen recht sei. Frauen hingegen glauben, dass letzteres auf 32% der Männer zutreffen würde. (S. 35)
    Erfahrung von Männern mit mangelnder Kontrolle über ihre Fruchtbarkeit und Konsequenz
    15% der Männer haben damit bereits schlechte Erfahrung gemacht, vor allem in kurzen Beziehungen bis zu einem Jahr (28%). (S. 37)
    Würden sie eine neue Methode anwenden?
    39% der Männer würden eine wirksame reversible Methode anwenden, wenn es eine solche gäbe, 40% sind sich nicht sicher und 21% lehnen dies ab. Besonders groß ist die Zustimmung für eine Methoden für Männer unter denjenigen, die bereits schlechte Erfahrungen gemacht haben (53%). (S. 38)
    Verhütung für den Mann, was würden Frauen machen?
    41% der Frauen würde sich ausschließlich auf die Verhütung durch den Partner verlassen. 59% würden weiterhin selbst verhüten. Auf den Partner verlassen würden sich vor allem Frauen in stabilen Beziehungen (44%), Frauen älter als 30 Jahre (46%) und Frauen mit hohem Bildungsniveau (47%). (S. 39)

  • Notfallverhütung – ‚Pille danach‘: zu Hause und in der Reiseapotheke Die ‚Pille danach‘ kann einen Eisprung und somit eine Schwangerschaft verhindern, wenn sie so rasch wie möglich nach einem ungeschützten Geschlechtsverkehr eingenommen wird. Trotzdem haben nur 6% aller Befragten diese zu Hause bzw. nur 4% nehmen sie vorsichtshalber mit in den Urlaub. (S. 41)

  • Rezeptfreie Abgabe der Abtreibungspille Die ‚Abtreibungspille‘ (Mifegyne®) bewirkt einen medikamentösen Schwangerschaftsabbruch, ident zu einem Spontanabort. Nur 28% der Befragten befürworten einen freien Zugang, 46% sind dezidiert dagegen und 26% sind unentschlossen. Interessanterweise sind Männer eher für eine freie Abgabe als Frauen (32% vs. 24%). Die Ablehnung ist unter religiösen Menschen besonders groß (59%). (S. 42)

  • Wünsche für eine bessere Verhütung Kostenübernahme von Langzeitmethoden
    Die wirksamsten Methoden sind Langzeitmethoden (z.B. die Hormonspirale, die Kupferspirale oder das Hormonstäbchen/Implantat). Diese schützen über viele Jahre, allerdings fallen alle Kosten am Beginn an, was für viele eine Hürde darstellt. Bei einer Kostenübernahme würden 56% aller Befragten auf eine Langzeitmethode wechseln, bei Frauen sind es 59% und bei jungen Frauen unter 20 Jahren sogar 73%. (S. 44)
    Was wünschen sich Frauen und Männer für die Zukunft
    Zur Verbesserung der Verhütung steht für Frauen ein kostenloser Zugang zu Verhütung an erster Stelle. Männer wünschen sich in erster Linie mehr Verhütungsmethoden zur Auswahl zu haben, die sie selbst anwenden können. Diese Forderung nach mehr Methoden für Männer hat auch für Frauen eine große Wichtigkeit und findet sich auf Platz zwei, gemeinsam mit dem Wunsch nach mehr öffentlicher Information über Verhütung. Letzteres ist bei Männern ebenfalls auf Platz zwei. Auf Platz drei steht für beide der Wunsch nach mehr Verhütungsberatung durch Ärzte und Ärztinnen. (S. 45)